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Interview

Unser Mitgründer Kim Körber war am 15. Mai 2024 bei Radio Frankfurt eingeladen, um über New Work, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Gründung der New Work Society zu erzählen. Lies hier das Interview als Transkript.

🎙️ "Chef on Air" heute mit Kim Körber, Gründer und Geschäftsführer von der New Work Society. Erstmal herzlich willkommen, lieber Kim. Wie fühlst du dich hier bei uns?

🤓 Ich bin so aufgeregt und vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich mega, immer gern.

🎙️ Ich bin sehr gespannt auf dich. Du bringst viele Themen mit, von der Arbeit und auch privat. Ich kann euch versprechen, liebe Hörer, das wird eine sehr interessante Stunde. Vielleicht kannst du uns ganz kurz erklären, was New Work Society genau macht.

🤓 Die New Work Society ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das sich ganz speziell an Menschen und Unternehmen wendet, die sich um eine menschlichere Zukunft der Arbeit Gedanken machen. Und da sind wir Experten. Mit einem großen Netzwerk machen wir Events zu dem Thema, bauen Safe Spaces, damit man in geschützten Räumen über das Thema nachdenken kann. Und dafür brennen wir.

🎙️ Kim, vielleicht kannst du uns mal erklären, was ist dieses New Work eigentlich? Was verbirgt sich dahinter?

🤓 New Work ist ein Konzept, das schon aus den 80er-Jahren aus den USA kommt. Aber ganz in Kürze: Für mich heißt New Work oder auf Deutsch "Neue Arbeit", dass wir in Zukunft Arbeit machen, die uns Energie gibt und nicht nimmt. Das hört sich jetzt erstmal so "na ja, klar, ist ja easy" an. Aber nein, es ist halt ein sehr systemischer, komplexer Ansatz. Vielleicht kennt man das irgendwie: Man ist fünf Tage die Woche am Arbeiten, und am Wochenende kommt man nach Hause und denkt sich: Oh, bin ich angestrengt. Und dann geht man nochmal in den Garten und macht Gartenarbeit und findet's obergeil, so die dreckigste Anstrengung zu arbeiten. Du denkst so: Hä, wieso mache ich denn das jetzt gerne? Ja, weil das eine Arbeit ist, die dir Energie gibt. Du kannst selber entscheiden, was du machst. Du bist maximal kompetent, und du fühlst dich total zugehörig zur Gärtner-Community. Dementsprechend machst du es gerne. Und das ist intrinsische Motivation. Und die neue Arbeit kümmert sich eben darum, Systeme zu schaffen, die intrinsische Motivation fördern.

🎙️ Für wen ist das interessant?

🤓 Alle. Nein, Spaß beiseite. Also im Endeffekt können Firmen gucken, dass sie die Rahmenbedingungen so setzen, dass so etwas entstehen kann. Man kann das nicht "machen" in Anführungszeichen, dafür muss man Grundvoraussetzungen schaffen. Das ist so ein bisschen wie Laufen lernen. Man kann Kindern nicht sagen, so läuft man, und jetzt lauf! Sie probieren aus, sie fallen hin, sie tun sich weh. Und wenn dann Umfelder da sind, die sagen: Hey super gemacht, komm steh auf, probier es nochmal; dann haben die Bock weiterzumachen. Wenn man beim zweiten Mal Hinfallen sagt, was bist denn du für ein Depp, du wirst nie laufen können, dann hören Kinder irgendwann auf, weil sie die Motivation verlieren. Genauso ist es mit Arbeitgebenden und mit Arbeitnehmenden. Wenn man sie immer wieder klein hält, wenn man ihnen die Entscheidung nicht zulässt, wenn man sie falsch einsetzt, also ihre Kompetenzen nicht sieht und nicht richtig einsetzt, dann hören die einfach irgendwann auf, Bock zu haben. Und dann hilft nur noch die extrinsische Motivation, Geld, Status, was weiß ich. Aber das ist halt endlich. Ich nenne es immer gern den Kokseffekt. Da musst du immer mehr draufpacken, damit die gleiche Motivation da ist. Hingegen intrinsische Motivation ist, ich stehe morgens auf und freue mich wie Bolle, weil ich Sachen machen kann, die ich geil finde, die Menschen was bringen, wo ich selber bestimmen kann, was ich tue. Deswegen habe ich halt auch mein Leben lang Unternehmen gegründet, weil das... ich kann nicht anders.

🎙️ Du sprichst von Familie. Du hast Familie und sagst, deine Familie ist auch dein Hobby. Wie ist das gemeint?

🤓 Ich bin ADHSler. Das heißt, ich versuche immer alles besser zu machen. Also, ich sehe immer wieder Herausforderungen. Ich versuche, alles besser zu machen. Und meine Familie, keine Ahnung, ich habe, bevor ich Vater geworden bin, habe ich gesagt, auf meinem Grabstein muss stehen, Kim hat das und das Unternehmen aufgebaut und an die Börse gebracht. Das war mein Lebensziel. Das ist auch ein bisschen Fassade. Und dann bin ich Vater geworden. Ich bin so ein bisschen spät Vater geworden. Ich war auch gar nicht auf Vatersein vorbereitet. Meine Frau, wir haben uns so gesagt, ach komm, wir probieren das mal. Wir haben ganz viele Bücher gelesen, und jetzt sind wir halt so typische Übereltern. Und dann kam dieser Moment, als mein Sohn geboren wurde, und ich habe so gesehen, ich habe bis jetzt keine Ahnung vom Leben gehabt. Also, dieses Gefühl, was man da hat, dass man so, ich weiß nicht, so es war so voll, es war so das Herz ist einfach geplatzt vor Glück, und da habe ich mir so gedacht, scheiße, ich weiß gar nichts vom Leben. Und dann habe ich mich so hingestellt, ich bin in eine Disko gegangen, und ich habe allen Leuten erzählt, ja, ich habe gerade einen Sohn bekommen. Die haben gedacht, was für ein Trottel. Aber ich war so, ich habe es rausgebrüllt. Und dann hat sich so nach und nach, die Frage, also was ich denn eigentlich will im Leben, geändert. Jetzt war das, was ich eigentlich gemacht habe, immer so, ich mache halt Sachen, ich habe gegründet, ich habe gemacht, ich bin super aktiv, ich laufe Marathons. Das war immer so, ich mache Sachen für meine Familie, damit ich so ein bisschen was zeigen kann, damit ich mich so ein bisschen, ich weiß auch nicht, weil ich es halt geil finde, in der Presse zu stehen, weil ich finde, ich bin geil, weil ich das mache. Und dann war so nach und nach dieses Ziel, warum mache ich das eigentlich? Also, das ist jetzt ganz seltsam, also wenn man das so laut sagt, hört sich das so wie, wieso machst du überhaupt das, was du machst? Und dann habe ich mir so gesagt, ja, scheiße, ich habe bis jetzt, ich weiß auch nicht, ich glaube auch, so die ersten drei Jahre, habe ich nur darauf gewartet, dass mein Sohn, das erste Wort sagt. Das war mein Ziel. Ich habe immer darauf gewartet. Ich war immer so... so jetzt, er guckt mich jetzt an, jetzt sagt er das erste Wort. Ich war so, ich war so angefixt davon. Und dann war so irgendwie, scheiße, was ist eigentlich das Ziel? Ist das Ziel, dass er laufen kann, dass er aufs Töpfchen geht? Oder was ist eigentlich das Ziel? Und dann war so dieses Erkennen, dass das Ziel eigentlich ist, eine richtig gute Beziehung zu haben. Das heißt, eine richtig gute Beziehung, dass er zu mir kommt, dass er zu mir Vertrauen hat, dass er mit mir über alles reden kann, dass er das Gefühl hat, ich bin immer für ihn da, dass ich das Gefühl habe, er ist immer für mich da. Das heißt, wenn ich jetzt daran denke, was ist das Ziel, dann ist das Ziel eine richtig gute Beziehung zu haben. Ich habe mir so gedacht,  einfach mehr Zeit investieren in meine Familie, das war so die erste Überlegung, einfach viel mehr Zeit investieren. Das hat irgendwie nicht so richtig geklappt. Weil ich dachte, okay, ich gehe jetzt eine Woche lang nicht ins Büro, sondern ich mache nur noch mit meinen Kindern was. Und dann habe ich festgestellt, wenn man nur noch mit Kindern was macht, dann kriegt man die Krise. Und wenn man nur noch arbeitet, dann kriegt man auch die Krise. Also das Ziel ist, so eine Balance zu finden. Das ist richtig schwer. Aber, ich glaube, das ist das Ziel.

🎙️ Da hast du uns echt in eine ganz andere Welt mitgenommen. Es war wirklich ein sehr intensiver Moment, den du da mit uns geteilt hast. Es war toll, dass du das gemacht hast. Vielen Dank dafür.

🤓 Ja, gerne. Ich mache das eigentlich sehr gerne. Ich freue mich immer, wenn ich darüber reden kann. Es ist immer ein Geschenk, und ich danke euch, dass ihr mir die Möglichkeit dazu gegeben habt.

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